Silvester und die Angst vorm Feuerwerk
Alle Jahre wieder - Die Frage "Wie helfe ich meinem Hund an Silvester?"

Dein Hund hat Angst vor dem alljährlichen Knallen, Pfeifen und Zischen des Silvesterfeuerwerks? In diesem Beitrag habe ich eigene Erfahrungen, Tips aus der Ernährungsberater-Community, aus meiner tollen Gassi-WhatsApp-Gruppe und aus diversen Hundecommunities zusammengetragen. Es gibt sicher noch einiges mehr an Möglichkeiten, daher kann dieser Beitrag keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Im Laufe der Zeit werde ich immer wieder Updates posten und diese Tipps ergänzen. Vielleicht ist an dieser Stelle schon etwas für dich und deinen Hund dabei. Hast Du andere Mittel und Wege für deine Fellnase gefunden? Verrate sie mir doch bitte. Vielleicht gibt es noch ein Mensch-Hund-Team, daß damit diese Nacht gut übersteht. :-)
Die meisten Tipps die nun folgen, setzen eine Eingewöhnungsphase bzw. eine Wirkungsaufbauphase voraus. Es reicht nicht, am 30.12. damit zu beginnen. Am besten beginnt man 10 bis 14 Tage vor Silvester. Kommen wir nun endlich zu den einzelnen Möglichkeiten:
Densibilisierung (die nachhaltigste Methode)
Muffin wurde Mitte Oktober '21 geboren. So wurde es sehr früh in ihrem Leben dringend, mit der Desensibilisierung zu beginnen. Was bedeutet Desensibilisierung? Du gewöhnst deinen Hund langsam mit Hilfe von Feuerwerksgeräuschen an die ungewöhnliche Lärmkulisse. Ich verrate dir, wie ich Erfolg bei Muffin und auch ihrem Bruder hatte. Ein Vorteil war, daß Beide noch in einer Lebensphase waren, die relativ angstfrei ist. Ich habe mir 3 Videos auf Youtube dafür herausgesucht. Die Links werde ich am Ende des Beitrags einfügen. Das, was wir nicht beeinflussen können, ist der Geruch des verbrannten Pulvers der Böller. Diese Sinneswahrnehmung wird für die feine Nase unserer Hunde mindestens ähnlich stark sein wie die Geräusche. Daher empfehle ich dir, wenn dein Hund sowieso Angst vor dem Feuerwerk hat, ihn nicht zu zwingen, mit nach draußen zu kommen, wenn es los geht. Vielleicht ist das eine Erweiterung der Desensibilisierung, die du an seinem 2. oder 3. Silvester angehen kannst, sollte es dir wichtig sein, ihn zum Feuerwerk mit nach draußen zu nehmen. Ich selbst verzichte schon seit Jahren auf Feuerwerk. Nicht nur weil es unsere Tiere ängstigt, sondern weil mir das Geld dafür einfach zu schade ist.
Mit der folgenden Vorgehensweise war ich bei meinen Hunden erfolgreich: Ich starte wahllos eines der drei Videos. Zunächst sehr leise. Ich habe dazu den Lautsprecher meines Smartphones verwendet, weil diese Geräte die lauten dumpfen Knalle nicht so gut darstellen können, wie sie in der Wirklichkeit wahrgenommen werden. Man denke z.B. an die sogenannten "Polen-Böller", die enorme Schallpegel erzeugen und selbst uns Menschen erschrecken lassen. Die Videos haben unterschiedlich lange Laufzeiten. Wenn sie laufen, mach ich etwas tolles mit dem Hund. Füttern, spielen, kuscheln, Nasenarbeit oder ähnliches. So verknüpft er den Lärm mit etwas schönen. Sinnvoll ist es, wenn ich anstatt einer sehr langen, besser viele kürzere Übungen mache. So kann ich kontrolliert die Lautstärke erhöhen. Da es an Silvester meist nicht leise los geht und immer lauter wird, ist mein großes Ziel, irgendwann die Videos mit hoher Lautstärke starten zu können. Nach dem Smartphone habe ich das Laptop genommen. Die Lautsprecher sind schon etwas besser, aber immer noch nicht so toll, was tiefe Töne angeht. Der nächste Step waren Billig-PC Lautsprecher und als letztes die Dolby Surround Anlage, die Dank des Subwoofers auch voluminöse dumpfe Knallgeräusche darstellen kann. Jetzt hat nicht unbedingt jeder eine Dolby Suround Anlage daheim. In diesem Fall tut es vielleicht auch die Musikanlage im Auto, falls dein Hund nicht gerade mit dem Autofahren ebenfalls Probleme hat.
Zeigt dein Hund Angst oder Streßsymptome bei diesem Training, ist die Steigerung vielleicht zu schnell erfolgt. Du solltest dann wieder mit leisern Tönen arbeiten, bis dein Hund entspannter ist. Eventuell ist es auch sinnvoll, die Übung ganz abzubrechen. Du kennst deinen Hund am besten und wirst erkennen, ob er sich unwohl fühlt oder noch entspannt ist. Du kannst ihn auch zusätzlich mit einer der nächsten Möglichkeiten unterstützen.
Homöopathische Fertigprodukte
Im Rahmen einer tierärztlichen Behandlung wurde bei Muffin ein erhöhter Cortisolspiegel im Blut festgestellt. Mir wurde dazu geraten, die Streßbelastung des Hundes zu verringern und so zu einer Absenkung dieses Wertes beizutragen. Im Nachhinein glaube ich, daß die Wartezeit, die Behandlung gegen die Pilzinfektion im linken Ohr und das Festhalten zur Blutentnahme zu einem großen Teil mitverantwortlich für diesen hohen Wert waren. Im täglichen Benehmen ist Muffin eine eher entspannte Hündin. Sie schläft oft auf dem Rücken liegend in ihrem Körbchen, was mir signalisiert, daß sie sich sicher fühlt. Also begab ich mich auf die Suche nach natürlichen Unterstützungsmöglichkeiten, um ihr zum Beispiel beim nächsten Tierarztbesuch den Streß etwas lindern zu können. Ich stieß bei einer bekannten Tierorganistion auf ein Interview der Redaktion mit einer Tierärztin, die an der Entwicklung eines homöopathischen Produkts zur Streßverringerung beteiligt war. Es liegt wohl in der Natur der Sache, daß diese TÄ daran Interesse hat, daß dieses Produkt auch verkauft wird, aber da es wirklich ausschließlich natürliche Bestandteile an Wirkstoffen enthält, habe ich mich selbst dazu entschlossen, es auszuprobieren. Es handelt sich um das Produkt "Nurexan ad us. vet." (ad usum veterinaris - ausschließlich für den Einsatz an Tieren vorgesehen). Dieses Produkt ist apothekenpflichtig aber rezeptfrei erhältlich.
Die Dosierungsanleitung ist gut verständlich und man kann dieses Produkt sowohl kurativ über einen gewissen Zeitraum, als auch als Intensivgabe, mehrfach im Abstand von 30 Minuten, vor besonders streßreichen Zeiten, geben.
Gerade heute hatte ich einen Hundefrisörbesuch mit Muffin und habe diese Intensivgabe ausprobiert. Sie war beim befreien ihres Sichtfeldes (da setzt sich der Zwergschnauzeranteil in ihr durch) deutlich entspannter als bei den letzten Terminen.
CBD-Öl
Die Anwendung des CBD-Öls habe ich selbst noch nicht ausprobiert. Eine Beraterkollegin wendet es an ihren Hund an, wobei die Dosierung abhängig vom Gewicht des Hundes ist. Sie vermeldet eine beruhigende Wirkung bei ihrem Hund und er wirkt entspannter.
Kräuter und Tees
Johanniskraut, Melisse, Hopfen, Baldrian, Weißdorn und Linde sind die Kräuter, die man bei Streßreduktion, Angst-, Nervosität- Anspannungszuständen ins Futter geben kann. Die Dosierung ist individuell abhängig von der Größe des Hundes. Falls Du dich dafür interessierst schreib mir gerne eine Mail mit Rasse und Gewicht deines Hundes. Bedenke vorher bitte, daß Du sicher sein solltest, daß dein Hund diese Kräuter verträgt. Ein gesunder Hund hat damit in der Regel keine Probleme.
Du kannst aus einigen dieser Kräuter auch einen Tee kochen und ihn dem Hund in den Trinknapf geben.
Sedativa (die Notlösung)
Wenn dein Hund überhaupt nicht zur Ruhe kommen kann und Du schon alles probiert hast, gibt es als Notlösung noch die Möglichkeit, daß Du deinen Tierarzt konsultierst und er gegebenenfalls Sedativa verabreicht, damit dein Hund die Silvesternacht gut überstehen kann. Ich halte das wirklich für die letzte Reißleine, damit der Hund die Silvesternacht nicht in Panik verbringt. Ich mache an dieser Stelle noch mal darauf aufmerksam, daß so eine Behandlung unbedingt mit dem Tierarzt abgesprochen werden muß. Versuche bitte nicht, deinem Hund etwas zu verabreichen, was gerade sowieso im Haus vorhanden ist. Eigenmedikation kann für deinen Hund tödlich enden!
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Youtube Videos zur Feuerwerk-Desensibilisierung:
https://www.youtube.com/watch?v=r32gHN8GF2M
https://www.youtube.com/watch?v=5S2EKu1GzRw