Camper BARF - Ein Selbsttest mit gefriergetrockneten Zutaten
Gefriergetrocknete BARF-Zutaten - Ist das noch echtes BARF?
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, die Zubereitung von BARF Rationen mit gefriergetrockneten Zutaten steht einer Zubereitung mit frischen Zutaten nicht nach. Es ist mehr Arbeit, ja, aber welcher BARFer kann schon von sich behaupten, daß er vor dem 3-wöchigen Campingurlaub alle Tagesrationen vorbereitet mitnehmen kann und keine Probleme mit verderbenden Zutaten oder Platznot im Kühlschrank hat? Diese Art zu barfen kommt selbst mit völligen Verzicht auf Kühlung aus!
In den vergangenen Wochen habe ich Muffin angefangen zu barfen. Dabei gab es nicht nur erstaunliche Erkenntnisse sondern auch einen vermeintlichen großen Schrecken. Dazu jedoch später mehr.
Über meine Recherchen zu Bezugsquellen von BARF-Fleisch und -Organen bin ich neben den großen Webseiten für Frostfutter, lokalen Kleinanbietern, Metzgereien, die ausdrücklich BARF-Rohstoffe verkaufen und den üblichen Tierbedarf-Handlungen auch auf eine Webseite gestoßen, die gefriergetrocknete Produkte zum BARFen anbietet. Auf barf-away, einem Anbieter aus Ostwestfalen, gibt es alles was das Herz begehrt. Lediglich Vitamin-D Tropfen werden dort nicht vertrieben. Das ist durchaus zu verschmerzen, weil man die auch in jeder Apotheke bekommt. Vergißt man sie bei der Abreise, ist selbst im Urlaubsort die Beschaffung kein Problem.
Bevor ich mich für eine Bestellung entscheiden wollte, wollte ich erst mal wissen, was es mit der Gefriertrocknung überhaupt auf sich hat. Bisher kannte ich nur den Begriff „Trocken-BARF“ Hierbei werden in der Regel die Grundbestandteile so lange luftgetrocknet, bis kaum noch Feuchtigkeit vorhanden ist. Nachteil dieser Herstellungsmethode ist, daß durch den langen Trocknungsprozeß und eventuell auch durch Vorhandensein von Licht, empfindliche Vitamine verloren gehen.
Beim gefriertrocknen ist der Ansatz völlig anders: Die Zutaten werden sehr schnell auf ungefähr -40 Grad abgekühlt. Bei diesem Frostverfahren bilden sich sehr kleine Eiskristalle. Das ist wichtig für den folgende Schritt. Nun wird der Luftdruck um die Rohstoffe gesenkt. Dadurch sublimiert das Eis . Sublimation bedeutet, daß in diesem Fall das Wasser vom festen direkt in den gasförmigen Zustand übergeht und abgesaugt werden kann. Dieser Vorgang dauert zwar einige Tage, aber der Aufwand lohnt sich in vielerlei hinsicht:
- es bleibt keins meßbare Feuchtigkeit im Rohstoff vorhanden. Bakterien können sich auf diesen Zutaten nicht vermehren.
- die Haltbarkeit wird hierdurch erheblich verlängert.
- alle Nährstoffe, Vitamine und Mineralien bleiben erhalten.
- Geschmack und Textur bleibt erhalten.
- Volumen und Gewicht nehmen ab und die Lebensmittel benötigen weniger Platz.
- Kühlung ist nicht nötig.
- durch wiederhinzufügen von Wasser erhält man Rohstoffe die wie rohe Zutaten verwendbar sind.
Man lernt nicht aus. Gefriergetrocknetes BARF ist also nicht nur in der Herstellung, sondern auch in der Qualität etwas völlig anderes, besseres, als Trocken-BARF.
Es ging also an die erste Bestellung. Ein Großeinkauf war angesagt. Hühnermuskelfleisch, Rindermuskelfleisch und Thunfisch sollten für die Abwechslung im Napf sorgen. Es gibt sogar Straußenfleisch, aber das möchte ich mir aufheben, falls Muffin wirklich mal eine Allergie entwickelt. Für BARF-Interessenten, die sich keine Mühe mit der Zusammenstellung machen möchten, sind auch fertige Mixe erhältlich. Weiter zur Einkaufsliste. Auf Lunge wollte ich verzichten, aber Leber, Niere, Milz und Herz wanderten ebenfalls in den Einkaufswagen. Das Gemüse- und Kartoffeltopping sollten die Kohlenhydrat- und Ballaststoffversorgung sicherstellen.
Schlußendlich entschied ich mich bei den Knochen für die Hühnerhälse. Zum einen, weil Muffin bisher noch keine Knochen bekommen hat und zum anderen, weil die Calciumversorgung damit zufriedenstellend sichergestellt werden konnte. Für den Pansen-Anteil habe ich mich für Blättermagentaler entschieden.
Als der Einkaufswagen gefüllt war, zog ich einen Kostenvergleich zu dem bisher gefütterten Premium-Nassfutter. Es war eine positive Überraschung, daß der Kostenvergleich auf 4 Wochen gerade mal 6 Euro zugunsten des Nassfutters aus ging. Je nach dem, welche Sorte Nassfutter ich verwenden wollen würde, wäre das BARF in diesem Vergleich sogar günstiger.
Ich erwartete gespannt meine Lieferung und besorgte bei einem der Billig-Discounter mehrere verschließbare Kunststoffdosen um die Rationen einer ganzen Woche vorbereiten zu können. Der BARF-Plan war längst erstellt und ich stand in den Startlöchern für die BARF Premiere von Muffin.
Kaum angekommen verschaffte ich mir sofort einen ersten optischen, haptischen und olfaktorischen Eindruck. Selbstverständlich war Muffin sofort zur Stelle und schnüffelte neugierig in die Luft, was ich da Tolles habe. Die Stücke vom Muskelfleisch und auch die der Organe waren in ausreichend kleine, quadratförmige Stücke von ca. 2 cm Kantenlänge geschnitten. Es gab auch sehr kleine Anteile, aber das ist sicher der Versandmenge zu schulden. Wer 100, 250 oder 500g bestellt, möchte ja schließlich nicht weniger als das erhalten. Die Struktur der Fleischsorten war durchweg zu erkennen und alle Proben waren definitiv feuchtigkeitsfrei. Ein Stückchen Leber und eines vom Thunfisch durfte Muffin gleich kosten. Die Leber hat sie trocken bekommen und mit Genuß gekaut und verschlungen. Den Thunfisch habe ich 10 Minuten in warmes Wasser gelegt, damit er sich wieder vollsaugen kann. Meine Oma hat immer gesagt: „Wenn Du riechst, daß es Fisch ist, ist er verdorben.“ Getreu diesem Motto hat der nun wieder im Ursprungszustand befindliche Thunfisch auch keinen Geruch abgegeben. Die einzelnen Produkte haben in Trockenform ein leichtes Aroma nach ihren Bestandteilen, aber man kann es nicht als Geruch bezeichnen. Beim Pansen ist es erfreulicherweise genauso wie bei der Niere: Mit Wasser wieder in den Ursprungszustand gebracht gibt weder der Pansen seinen üblichen Gestank ab, noch riecht die Niere nach Urin. Ein weiteres großes Plus!
Es ging als nächstes an die Zusammenstellung der Rationen. Wer nicht gut im Rechnen ist oder keine Zeit und Geduld hat, wird hier entweder die Flinte ins Korn werfen, oder froh darüber sein, daß ich mich dem nun entstehenden Problem bereits mit einem neuen Angebot in meinem Shop angenommen habe.
Die gefriergetrockneten Zutaten benötigen sehr unterschiedliche Gewichtsverhältnisse zum Wasser, um ihr ursprüngliches Gewicht wieder anzunehmen. Von 1 Teil Trockengewicht auf 3 Teile Wasser bis zu 5 Teile Wasser sind viele unterschiedliche Verhältnisse zu berücksichtigen. Wenn man einen bereits bestehenden BARF-Plan hat, weiß man in der Regel, wieviel Gramm Muskelfleisch, Leber, Niere, Milz etc. pp. man in den Napf geben muß, damit der eigene Hund gut versorgt ist.
Bei gefriergetrockneten Zutaten muß man auf die Verpackung schauen um den Faktor für die Wasserzugabe zu erkennen. Beim Hühnermuskelfleisch erkennt man z.B. das 100g gefriergetrocknetes Produkt 500g rohes Hühnerbrustfilet ergeben. Man zieht also 20% der Ration des Hühnermuskelfleischs der eigenen Ration von der Menge ab und gibt den Rest als Wasser hinzu. Beispiel: Der Hund bekommt 250g Hühnerbrustfilet in seinen Napf, wenn er mit frischem Fleisch gefüttert wird. Von dem gefriergetrockneten Produkt, sind dies nur noch 50g und 200ml Wasser kommen oben drauf. So geht es mit allen Zutaten bis die fertige Ration im Behälter liegt.
Wer sich noch nie mit der BARF-Thematik befasst hat oder für seinen Hund kocht, kann sich kaum vorstellen, wieviel Zeit das in Anspruch nehmen würde, würde man jede Portion einzeln ausrechnen wollen.
Um diese wirklich aufwendige Rechnerei zu vermeiden, habe ich die Berechnung der Trockenzutaten und der benötigten Wassermengen für mich automatisiert. Damit bin ich in der Lage, einen existierenden BARF-Plan auf die Verwendung der Produkte von barf-away.de abzubilden. Selbst für Neueinsteiger ist die grundsätzliche Erstellung eines brandneuen Barf-Plans dadurch möglich. Interessenten finden ein entsprechendes Angebot im Shop. Bei Erstellung dieses Plans gibt es auch gleich eine detaillierte Einkaufsliste für die günstigsten Verpackungsgrößen dazu und eine Aufrechnung der Fütterungskosten pro Tag.
Vergleicht man nun bei Verwendung einer Vorlage die Zusammenstellung einer BARF-Ration im rohen Zustand mit der im gefriergetrockneten Zustand, ergibt sich kaum noch ein Zeitunterschied. Bei mir hat die allererste Zusammenstellung mit allen Tüten vor mir auf dem Tisch, allen Behältern geöffnet, bereitstehende Waage mit Wägebereich bis 0,01 Gramm und der Dose für Seealgenmehl eine knappe Stunde gedauert. In dieser Zeit habe ich 7 Portionen abgewogen und verpackt. Beim zweiten Durchgang habe ich nicht die einzelnen Dosen gefüllt, sondern bin Tüte für Tüte vorgegangen und habe in jede betreffende Dose den nötigen Anteil eingefüllt. Dadurch habe ich gleich 15 Minuten für die Wochenration einsparen können, obwohl ich bei den Fleisch- / Fischsorten am Ende mischen mußte, weil mir Huhn und Thunfisch ausgegangen waren und ich den Rest vom Rind genommen habe.
45 Minuten „Zubereitungszeit“ für 7 BARF-Rationen sind in meinen Augen keine große Sache mehr.
Zur Fütterung kann man nun in zwei Varianten vorgehen:
1. man gibt die nötige Menge warmes Wasser hinzu und lässt die Zutaten 10 Minuten vollsaugen. Fertig ist die Frischfleischration mit allen weiteren Zutaten.
2. man lässt die Zutaten einfach so wie sie sind und bietet sie trocken an. Für Muffin ist das „ein ganzer Napf voller Leckerlis“. Natürlich trinkt sie anschließend eine deutliche Menge Wasser, ähnlich wie ein Hund, der Trockenfutter bekommt.
In beiden Fällen sollte selbstverständlich auf die zusätzliche Gabe der üblichen Supplemente wie Vitamin D, Lachsöl und gegebenenfalls Knochenersatz geachtet werden. Wer das Seealgenmehl nicht mit in den Behälter geben will, kann dies natürlich auch beim Zubereiten erledigen. Allerdings muß man dann wieder die Waage dafür herausholen. Aus der Ernährungsberatung heraus empfehle ich als Knochenersatz das Fleischknochenmehl der Firma perNaturam. Hier stimmen Preis und Qualität.
Muffins erste Kostprobe war ein wenig verhalten. Daß sie keine rote Beete mag, wußte ich bereits vorher. Färbt sie gar die ganze Ration ein, ist ihr das Futter schnell suspekt. Was mich jedoch überrascht hat, war die Tatsache, daß sie sich spontan als erstes den Hühnerhals geschnappt hat, ihn ganz schnell ins Körbchen getragen und dort genüßlich geknackt und verspeist hat. So hält sie es bis heute. Der Knochen ist ihr größter Schatz, der erst in Sicherheit und dann mit Appetit verspeist wird.
Nach der zweiten oder dritten Ration stand Muffin auf einmal mit blutverschmierten Bart und Maul neben mir und jagte mir einen ordentlichen Schrecken ein. Blind vor Schreck stand ich vom Schreibtisch auf und lief zum Schuhregal. Das Muffin mir wedelnd folgte nahm ich gar nicht wahr. Erst als ich mich umdrehte um mir beim Schuhe anziehen für den Weg zur Tierklinik ihr Verhalten anzusehen, erkannte ich, daß sie mit dem ganzen Kopf im Napf gesteckt haben muß und die rote Beete ihren Job auch in ihrem Fell erledigt haben. :-D :-D Die roten Tropfen vom Napf bis zu mir lösten den Schrecken jedenfalls auf und nun erkannte ich auch, daß sie fröhlich mit einem Spieli vor mir stand. Ein Nachteil von weißem Fell, fürwahr, aber jetzt mag ich rote Beete im Hundefutter auch nicht mehr so wirklich. ;-)
Insgesamt frißt Muffin weniger Menge, als sie nach den BARF Berechnungen zu sich nehmen müßte. Etwas mehr als die Hälfte der Rationen nimmt sie zu sich. Neufüllungen des Napfes gibt es erst, wenn er leer ist, weil sie immer noch auf dem Standpunkt ist, daß Gemüse für Vegetarier sei. Ihr Gewicht hält sie trotzdem sehr konstant. Vor Beginn der Umstellung lag ihr Gewicht bei 6,3kg. Normalgewicht ist 6 bis 6,5. Beim Verfassen dieses Beitrags lag sie immer noch bei 6,3kg.
FAZIT:
Für überzeugte BARFer, die sich bei einem Urlaub im Wohnmobil, Wohnwagen oder Zelt jedesmal darüber ärgern, schwere Futterdosen mitschleppen oder zusätzliche Kühlmöglichkeiten für die frischen Zutaten bereithalten zu müssen, ist die Verwendung der gefriergetrockneten Produkte eine absolute Empfehlung. Selbst für mehrere Wochen können die Rationen vorbereitet werden und wer mag, kann sie auch gleich luftdicht verschweißt mitführen. Das Gewicht der Rationen ist dabei kein nennenswertes Problem, selbst wenn die Kinder die Zulademöglichkeit von WoMo oder WoWa als Untergrenze für die Mitnahme ihres Kinderzimmers betrachten. ;-)
Für Neueinsteiger ist dies eine sehr gut geeignete Variante, um geruchsneutral und blutfrei ausprobieren zu können, wie man selbst mit dem BARFen zurecht kommt und wie der Hund es annimmt.
Für BARFer, die es satt sind, riesige Mengen Fleisch einkaufen und einfrieren zu müssen, vor allem im Hinblick auf die gestiegenen Strompreise, kann der Umstieg auf gefriergetrocknete Produkte durchaus zu einer Einsparung führen.